Sonntag, 25. Januar 2015

Üben 1.0 Eine Übe-Oase einrichten.

Der nächste Punkt meines Großprojektes effizienter Üben zu können. 

Ich hab' mir bis jetzt über meinen Übeplatz gar nicht so viele Gedanken gemacht, ehrlich gesagt. In der Hochschule hat man leider nicht immer die Möglichkeit den Überaum auch auf seine persönlichen Bedürfnisse abzustimmen. Aber eines hat der Überaum in der Hochschule immer dem heimischen voraus: Er ist traumhaft leer! 
Also mache ich mich heran und passe meinen heimischen Übeplatz auch einbißchen an...

1. Eine Übeoase schaffen ohne Ablenkungen
Wer zuhause üben will (und ich muss zugeben: wenn ich es kann dann würde ich das immer bevorzugen) hat tausende Ablenkungen um sich herum: den Fernseher, den Computer, das Telefon, und und und. Da ich selbst nicht der selbstdisziplinierteste Mensch dieser Erde bin, nehme ich mir vor, alles -zumindest aus meinem Sichtfeld, denn wer ein Zimmer zur Verfügung hat muss sich eben ein Übeeckchen einrichten- zu verbannen, was stören könnte und richte mir eine extra Ecke nur für's Üben ein. Meinen Laptop klappe ich für's Üben zusammen und stelle ihn in's Regal und das Handy kommt in den Flugmodus (so schwer es mir auch fällt)...


2. Wichtiges immer griffbereit haben
Was mir immer beim Üben passiert ist, dass ich irgendetwas gerade dringend bräuchte was ich entweder erstmal suchen muss oder was eben in einer ganz anderen Ecke der Wohnung/des Zimmers ist. Wenn es sich nur einmal um einen Bleistift dreht, ist das natürlich nicht tragisch. Aber sobald mir das dank meiner Schussligkeits-Demenz drei- bis viermal beim Üben passiert und ich ständig ein Metronom, Stimmgerät, Aufnahmegerät, Radiergummi etc. suchen muss, ist es nur natürlich dass die Konzentration das Fenster öffnet, eine dramatische Geste macht und hinaus springt.

Also ab heute schwöre ich feierlich immer bei meinem Übeeckchen dabei zuhaben: 
  • einen Bleistift und ein Radiergummi
  • ein Metronom (und es auch immer zu benutzen!)
  • ein Stimmgerät
  • ein Aufnahmegerät
  • alle Noten die ich üben möchte
Dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen... 

3. Ein Plan bringt immer mehr als in's Blaue hinein zu üben
Auch ich bin ein bequemer "Ich-übe-einfach-mal-worauf-ich-Lust-habe"-Faulpelz. Meine erste Klavierlehrerin hat immer in starkem russischem Akzent zu mir gesagt (zwar über das Klavier üben, aber hier passt es auch sehr gut): "Üben ist wie Diät machen!"
Damit wollte sie natürlich nicht mein pubertierendes, unsicheres damaliges Ich zum Abspecken bringen, sondern meinte damit: Wer immer übt, was er gut kann und was er mag, der wird nicht voran kommen. Wer allerdings das übt, was er nicht kann und was ihm (noch) keinen Spaß macht, der kommt voran. Bei einer Diät dürfen wir schließlich auch nicht immer nur Sahnetorte essen. 
Um seinen inneren Schweinehund, der immer nur die musikalische Sahnetorte essen will,  auszutricksen kann man sich am Abend vorher einen Übeplan machen und den dann gut sichtbar in seine Übeecke legen. 
Ich persönlich hasse es übrigens wie die Pest, mir genau jede Minute des Tages zum Üben zu verplanen, weil ich dann wieder meine menschliche Fehlbarkeit vor Augen geführt bekomme indem ich eigentlich immer hinter oder vor dem Zeitplan bin und das Gefühl habe, irgendetwas falsch gemacht zuhaben. Dabei ist das schlichtweg die Unmöglichkeit der Sache einen genauen Zeitplan zu entwerfen, für manche Übungen braucht man an dem einen Tag mehr an dem anderen weniger Zeit und fühlt sich nur gestresst, wenn man seinen Plan dann doch nicht einhalten kann. 
Ich nehme mir lieber Zeiten raus, die für's Üben reserviert sind, notiere mir im "Soll"-Zustand was ich zu dieser Zeit alles üben will und danach im "Ist"-Zustand was ich zu der Zeit alles geschafft habe. 
So kann ich nach und nach sehen, was in welcher Zeit so möglich ist. 


4. Eine Uhr darf auch mit dabei sein
Diesen Tipp habe ich schon tausend Mal gehört und nie so richtig umgesetzt, dank meines Großprojektes fange ich damit an und ich find's für mich wirklich super. 
Da ich eine Übeeinheit 30 Minuten lang machen möchte und darauf 10 Minuten Pause, stelle ich mir für beide Zeiten den Wecker. Ich hab' mich sogar mal regelrecht erschrocken, als die Zeit so schnell rumging, dass der Wecker für mein Empfinden sofort geklingelt hat (keine Angst, ich weiß schon wie man einen Wecker stellt. ;-)), falls die Zeit einem aber dann lange vorkommt, kann man sich wenigstens mit den Gedanken "Gleich ist die Zeit doch um, dann kannst Du Pause machen!" trösten. 


4. Häufchenbildung
Dieser Tipp ist bei mir nach und nach entstanden. Ich bin leider manchmal ziemlich chaotisch und hab' früher immer alle Noten quer durch's Zimmer geschleppt, hier und da mal einen kürzlich passierten Einschlag einer Bombe simuliert und hatte Mühe und Not Abends wieder alle Noten so zu ordnen, dass ich morgens wieder frisch zur Tat greifen konnte (oder habe morgens erstmal ewig alles durchwühlt). 

Meine drei Häufchen im Übezimmer
  • Repertoire zum Feinschliff
  • Neue Stücke und Etüden
  • Übematerial für jeden Tag (Arban, Schlossberg, Clarke,...)



5. Ein Hauch von Wellness
Das heißt natürlich nicht, dass Du in der Sauna üben sollst*.
Übe nicht in kleinen, dunklen und feuchten Kellerräumen in denen Du dich nicht wohl fühlst. Ich für meinen Teil hasse es ohne Fenster zu üben und fühle mich dann wie in einem Käfig. Außerdem übe ich gerne mit Blick in die Welt hinaus, weil ich die Vorstellung beim Üben mag, dass mein Klang ganz weit reichen muss. 


So, ich werde jetzt auch noch einmal mein Handy in den Flugzeugmodus stellen, den Wecker stellen und noch eine Runde üben. :-) Viel Spaß beim Üben und bis bald, 

Eure Mareike


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*Anmerkung der Bloggerin: Maurice André hat das übrigens gerne gemacht, um auch bei extremer Hitze Spielen zu können und sich nicht vom Schweiß auf der Oberlippe ablenken lassen zu müssen, was übrigens sehr lästig ist, da das Mundstück bei zu feuchten Lippen hin und her rutschen kann.

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